Escapade November/Dezember

Editorial

Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,

Allerheiligen, Allerseelen, Allerwasauchimmer liegt längst hinter uns – aber in der aktuellen November-Escapade wollen wir dennoch einem Toten gedenken.  Der vielleicht gerade in diesem Moment für immer und immer von unten breitbeinig ins Mikro röhrt.
Macho in Extremis. Seine bekennende Lieblingspose. Wir gedenken Mr. Lemmy Kilmister himself.
Fast zwei Jahre nach seinem Tod erschien soeben im Trikont Verlag/ Dialog Edition „Lemmy Eine Hommage“ Herausgegeben von Marvin Chlada und Jerk Götterwind.
‚Darin finden sich unterschiedliche Beiträge diverser Autoren, Journalisten und Dichter über den legendären Motörhead Frontmann.
Ergebnis: eine wilde Mischung.  Neben Interviews, Essays, Short-Stories und Erinnerungen (in Bildern und Texten) gibt’s hier auch Poems über Lemmy.
Einige davon könnt ihr hier lesen.
Wer mehr möchte: das Buch ist überall im Buchhandel erhältlich.

Lasst es krachen.

Eure,

Silke Vogten und Flora Jörgens

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Titelbild:
Boris Kerinski, „Jeanny“, übermalte Collage, 2017

„Lemmy Eine Hommage“

the game is the game
a motörhead cut-up-piece

over & out
aus & vorbei
das wars
danke
tschüss, adé
für nichts

dies ist kein spiel
dies ist zuviel

over & out
aus & vorbei
das wars
danke
tschüss, adé
für nichts

wir dachten
wir reichen uns
doch wir sind
zuviel

level one, level two, level three
level up!
an der konsole
am einarmigen banditen
zwei sechsen sind auch nichts
man down!
menschen sind nich’ so meins
& out

’s ist zeit zum spielen
komm chillen
komm spielen
sei mein glaube
meine kirche
massier’ mir dornen in den rücken ein, yeah
bis alles aufgerissen ist
& voller blut

over & out
aus & vorbei
das wars
danke
tschüss, adé
für nichts

zwei sechsen sind auch nichts
man down!
& out

sei mein glauben
sei meine kirche
komm spielen
bis alles wund & wütend ist

highlevel, lowlevel, equalleval
man down, level up!

sei parat / allzeit bereit
egal wie abgefuckt ich bin
wie sehr es mich verblies
mein preis ist zu hoch
für dich

randale fatale
randale passionale

es geht ums spiel – wie du’s machst
es geht um kontrolle – ob du sie hast
es geht um schulden – na, siehste?!
es geht um schmerzen – schaffst du ihn?
es geht um flammen – die du nicht löschen willst
es geht um brände, häuser, höfe, dörfer
brücken, biografien
es geht um krieg & alles was es reinsaugt in dieses schwarze loch


& doch
dachten wir, dass wir uns reichen
wir sind zuviel
& out

Pablo Haller

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Bild: Boris Kerinski, „Knockin‘ on Heaven’s Door“, übermalte Collage, 2017

„Lemmy Eine Hommage“

Who’s next?
(nach dem Tod von Lemmy & Bowie)

Oder:

Ich sollte langsam lernen
mich beim Schlange-Anstellen
auch mal vorzudrängeln

Ich kann keine Abschiede mehr ertragen

Hermann Borgerding
(
Aus „Viermal Lemmy“)

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Bild: Boris Kerinski, „Prayers“, übermalte Collage, 2017

„Lemmy Eine Hommage“

Wenn es nachklingt

Ein Gedicht über Lieder
ist ebenso sinnlos
wie eine 16-Spur-Aufnahme
über ein Gemälde

Ein Mikrofon anschreien
den Blick zum Himmel gewandt
in jeder Strophe ein Flehen
dass die Wut das Zaudern nimmt

Und was noch sinnloser ist
als dieses Gedicht:

Diese Armee der Lemmyinge
in den Einkaufspassagen
diese gezähmten Lämmer
kurz vor der Kopfzerlegung

In den Ruhmeshallen
klingt kein Echo nach
an jeder Flaschenfront
Trinken fürs Eiserne Kreuz

Ein Gedicht über Lieder
ist ebenso sinnlos
wie Menschen zu vermissen
wie Menschen zu vermissen

Nie hättest du
das gewollt.

Urs Böke

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Bild: Boris Kerinski, „Splits“, übermalte Collage, 2017

„Lemmy Eine Hommage“

Zu Besuch bei Pumpen Matze

Matze

Da is ne Beule inner Wand.
Bin ick mittm Kopp jegen jeknallt.
Hat jar nich wehjetan.
War nur verdutzt.
Icke.
Und fallen.

Det war mir neu.

Florian Günther

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Foto: Florian Günther, „Zu Besuch bei Pumpen-Matze“; Berlin

„Lemmy  Eine Hommage“

30 Jahre später

Saß ich auf dem Rang
Der Bomber dröhnte
Und verhieß nichts
Gutes

Die Musik brach los
Und eine brüchige
Stimme sang die
Alten und neuen
Songs

Ohrenbetäubend laut
Und die Band ließ genug
Raum damit sich der
Düstere Mann in Schwarz
Kurz erholen konnte

Gesundheitlich angeschlagen
Dünner doch noch immer
War es etwas Besonderes trotz
All der Konzerte im Laufe
Der Jahre

Später saß ich vor dem Bildschirm
Und schaute mir die Trauerfeier
An zwei Monate zuvor war mein
Vater gestorben das hier

Fühlte sich ähnlich an

Jerk Götterwind

 

Lemmy 2
Skulptur, Julitta Kühle, 2016

Das Buch:

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Verlag Dialog-Edition und Verlag Trikont Duisburg 2017
Umschlagbild: Stefan Brending

LEMMY Eine Hommage
Herausgegeben von Marvin Chlada und Jerk Götterwind

Eine Hommage an den legendären Motörhead-Frontmann Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister (1945-2015). Mit Beiträgen von Urs Böke, Hermann Borgerding, Marvin Chlada, Jerk Götterwind, Florian Günther, Pablo Haller, Jörg Herbig, Sven Heuchert, Joachim Hiller, Triebi Instabil, Boris Kerenski, Frank „Kossi“ Koslowski, Kai Kraus, Gunnar Lehmann, Miriam Spies und Silke Vogten.
Mehr Infos und Buchshop: www.dialog-edition.de

Die Künstler dieser Ausgabe:

Hermann Borgerding wurde im Jahr der ersten Stones-Single geboren. Rock, Punk, Poesie, Ruhrpott für immer. Schule, Abi, Zivildienst, Studium der Germanistik, Pädagogik, Sozialpädagogik. Dann Paketestapler bei UPS, Medikamentenkurier, Taxifahrer und Honorarkraft für Jugendämter und Jugendzentren. Sänger einer Rock-Punkband, Gitarrist und Songwriter. Erste Gedichtveröffentlichungen. Ausbildung zum Krankenpfleger, Praxisanleiter, Wundmanager und Altentherapeut. 2007 erwischt ihn ein fieser Mundhöhlenkrebs. Borgerding wird 13 Stunden lang operiert und wacht ohne Oberkiefer, Halslymphknoten und Zähne wieder auf. Ein neues Leben beginnt. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, ungezählte Anthologie-Beiträge, hauptsächlich im sogenannten Untergrund oder Social Beat. Lebt seit ein paar Jahren als Frührentner, Dichter und Blogger mit Frau und Hund im tiefsten Münsterland und kümmert sich mit um die demente Schwiegermutter. Zuletzt erschienen u. a. das lange Gedicht „the last song“ (gONZo-Verlag), der Roman „Ausgehöhlt“ (Rodneys Underground Press) und „Auf Papier gebloggt: Arschlochjahr 2016“ (LiteraFreakPress). Weitere Infos: www.hermann-borgerding.de

Urs Böke (*1975) lebt in der Unkulturhauptstadt Essen. Nach Jahren des Müßiggangs Ausbildung zum Tischler. Seit 1992 kontinuierlich Veröffentlichungen von hauptsächlich Lyrik in Fanzines, Zeitschriften, Anthologien und der Tagespresse im gesamten deutschsprachigen Raum. Seit 1995 Herausgeber der Underground-Zeitschrift „Ratriot“ sowie der Einzeltitel-Heftreihe Ratriot-Medien. Seit 2010 Herausgeber der Zeitschrift im Buchformat MAULhURE“ (zusammen mit Hermann Borgerding und Jerk Götterwind). Mehrere Einzeltitel, zuletzt „Pack schlägt sich“ (Gedichte), „Schorf“ (Erzählung ohne Dialog) sowie „Morbus Heimat“ (Gedichte).

Jerk Götterwind (*1967), Teil des Minimal/EBM-Projekts RELATIVE KÄLTE, Ex-Sänger diverser Punkbands, z. Zt. Sänger der Metal-Punk Band DYING, schreibt, malt und macht Krach beim Noiseprojekt STAHLKREBS. Co-Übersetzer von Jack Black „Der große Ausbruch aus Folsom Prison“ und „Im Knast und auf der Flucht“ (zusammen mit Axel Monte), Mitherausgeber des Literaturzines in Buchform „MAULhURE“ (zusammen mit Hermann Borgerding und Urs Böke), sowie Herausgeber verschiedener Zines wie „Der letzte Versuch“ und „Hinter der Wand“. Sein aktuelles Buch  „Staub und Schatten“ ist gerade im Trikont Verlag/Dialog Edition erschienen

Florian Günther wurde 1963 in Ostberlin geboren. Er ist Autor, Fotograf und Herausgeber des DreckSack – Lesbare Zeitschrift für Literatur“. Sämtliche Veröffentlichungen, sowie weitere Infos hier: www.edition-luekk-noesens.de Sein aktuelles Buch „Aus der Traum“, erscheint im Dezember 2017.

Pablo Haller (*1989, Luzern) ist Dichter, Journalist und Verleger. Interessiert an Randgebieten. Ansonsten oft unterwegs.

Boris Kerenski (*1971) studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Er verantwortete Pressearbeit, machte Werbung, unterrichtete als Dozent im Literaturhaus Stuttgart, war Redakteur für diverse Print- und Onlinemedien und ist mittlerweile als Gymnasiallehrer tätig. Soeben erschien die überarbeitete Neuauflage seiner Anthologie Tanger Telegramm“. Reise durch die Literaturen einer legendären marokkanischen Stadt“ (zus. mit Florian Vetsch, Zürich 2017).

Julietta Kühle zog nach Jahren in der Hamburger Musikbranche, in denen sie u.a. als Promoterin, Managerin und Tour-Managerin arbeitete, endgültig nach Auroville/Indien, wo sie seither in der Mandalay-Pottery arbeitet. Ihre skurrilen, kleinen Köpfe, die sie aus Ton herausknetet, fanden von Anfang an Käufer. Der Ton macht… den Kopf, und bei Juliettas Biographie muss sich niemand wundern, dass Musik dabei herauskommt bzw. Musikergesichter. Ihre Werke sind aber nicht in „Lemmy – Eine Hommage“ vertreten, sondern finden via persönlicher Kontakte zu den Escapade-Herausgeberinnen hier ein entsprechendes Forum.

 

 

 

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