Titelbild: Zeichnung: „Verworfenheit_025“, Rainer Resch
Editorial
Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,
Hunger und Liebe. So heißt der neue Gedichtband vom Wortarbeiter und „Underground -Soziologen“ Marvin Chlada. Diesen Namen gab ihm einst die „Junge Welt“. Soeben erschienen beim Verlag Trikont Duisburg. Und hieraus präsentieren wir in dieser Ausgabe einige Gedichte.
Flankiert werden diese Lyrics grafisch von einem guten alten Bekannten der Escapade – Rainer Resch. Die ausgewählten Zeichnungen sind alle seinen Büchern, Poesiealben und Fotoalben vom Flohmarkt entnommen. Darunter auch „Rainers Wienerle“, eine alte Kladde, die ihm ein österreichischer Freund vor ca. 40 Jahren schenkte und die er erst im letzten Jahr vollgezeichnet hat. Sein Motto und auch Titel einer der Kladden: „Schlechte Bilder zeichnen macht Spass.“
Wir kriegen nie genug von ihm.
Bleibt hungrig.
Eure,
Silke Vogten und Flora Jörgens
Zeichnung: „Verworfenheit_017“, Rainer Resch
Hunger und Liebe I
Wortarbeit
„Den alten Wortmüll hinter sich lassen.“
Jürgen Ploog
Dem Zufall sich
Ergeben
Schneiden
Montieren
Falten
Kleben
Anders denken
Fühlen
Leben
Endlosrille
Das Gestern und das Morgen
Die Herren und die Knechte
Der Kummer und die Sorgen
Das Falsche und das Rechte
Die Wünsche und die Triebe
Das Harte und das Weiche
Der Hunger und die Liebe
Das Schlaffe und das Steife
Das Alter und die Jugend
Die Schmerzen und die Not
Das Laster und die Tugend
Die Tränen und der Tod
Zeichnung: „Rainers Wienerle_055“, Rainer Resch
Hunger und Liebe II
Alles klar
Einmal nur
Für einen kurzen
Augenblick
War alles absolut
Sonnenklar
Alles ergab Sinn
Einmal nur
Für einen kurzen
Augenblick
Seither
Nie wieder
Sprachlos
Sie sagt
Dann sag halt was
Sage ich dann was
Sagt sie
Aber du
Was soll ich dazu
Sagen?
Musik erraten
La la la laaa
La la la laaa
Und?
Erkannt?
Zeichnung: „Schlechte Bilder_ 019″ Aus der Reihe: Schlechte Bilder zeichnen macht Spass“, Rainer Resch
Hunger und Liebe III
Fünf Katzen (2)
Fünf Katzen
Gehen hier ein und aus
Oft geht‘s richtig rund
Im Haus
Bisweilen treiben
Sie mich in den Wahn
Doch sieh‘ an
Irgendwann
Schmiegen sie sich
Wieder ran
Echt jetzt?
Duisburg ist echt
So lautet der
Slogan der Stadt
Fragt sich
Nur
Echt was?
Zeichnung: „Verworfenheit_037“, Rainer Resch
Hunger und Liebe IV
Mondbetrachtung
„Life is just an illusion“
Tankard
Egal wie lang
Ich sitze und schaue
Es gelingt mir
Einfach nicht
Ich sehe keinen
Mann im Mond
Dort ist kein Gesicht
Zeichnung: „Schlechte Bilder_ 038″ Aus der Reihe: Schlechte Bilder zeichnen macht Spass“, Rainer Resch
Künstler dieser Ausgabe:
Marvin Chlada, geboren 1970 in Esslingen am Neckar ist ein deutscher Sozialwissenschaftler, Autor und Musiker. Neben Lyrik, Cut-ups und satirischen Beiträgen hat Chlada zahlreiche Essays zur Rock-und Popkultur verfasst und Werke u.a. von Erich Mühsam, Nikolaus Lenau und Edgar Allen Poe herausgegeben. Zuletzt erschienen von ihm: Logik der Verführung. Gedichte 2016, Der Poet als Lumpensammler. Reportagen und Interviews, 2016, Glam Rock, Bier und Schmuddelfilme. Vierzig Gedichte und eine Zugabe, 2020, Hunger und Liebe, 2023. Alle im Verlag Dialog-Edition: Duisburg-Istanbul.
Rainer Resch, geboren 1954 in München, arbeitete viele Jahre als Mediengestalter und zeichnet seit seiner frühen Jugend. Ausgaben seiner (und Peter Krabbes) Ende der 80er Jahre in Köln gegründeten Heftreihe „Normal- Fachblatt für den dilettantischen Alltag“ schaffte es 2015 in das Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München und das Archiv Artist Publications AAP von Hubert Kretschmer, München. Ebenso einige seiner eigenen Publikationen. Die hier gezeigten Werke sind aus „Rainers Wienerle“ und der Reihe „Schlechte Bilder zeichnen macht Spass – 04.02.2022- 20.04.2022.
Rainer Resch
Danke! Das erste Gedicht passt ausgezeichnet dazu, wie ich zeichne und auch sonst sind euch wieder tolle Kombinationen von Bild und Text gelungen. Und die Gedichte mag ich.
Carola Wegerle
Danke für diese humorvollen Lyrics, die zugleich sehr zum Nachdenken stimmen, ohne dass man sich dazu gedrängt fühlt. Die Bilder gefallen mir, weil sie mit viel Humor etwas Comichaftes integrieren.