Editorial

Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,

hier kommt Teil II unseres Doppels „Männer/Frauen“, illustriert von der multitalentierten Grafikerin Heike Wahnbaeck, die unter anderem die Ausstellung „Komm nach Hagen, werde Popstar, mach Dein Glück“ mit großer medialer Beachtung kuratierte.

Die Gedichte aus dem neuen Band „Lauter und Leuchtender“ von Silke gibt es auch live: am Samstag, den 1. August im Skulpturengarten in Overath-Brombach. Eine Extra-Einladung geht noch an Euch heraus. Wenn Ihr dabei sein möchtet, kontaktiert uns gerne jetzt schon.

Wir feiern damit 10 Jahre Escapade Belles-Lettres, angefangen mit der ersten Lesung im  „chambre separée“ also jetzt coronabedingt  im „jardin limitée“. Trotzdem: avec grand plaisir!

Eure,

Flora Jörgens und Silke Vogten

 

Titelfoto: Heike Wahnbaeck

 

Frauen

Als Frau

als Frau
brauch ich nur
mein Sommer Negligé
anzuziehen

mich im Garten
neben den
Wandelröschen
drapieren

und alles ist so
leicht und schön
wie bei den
vorbei fliegenden
Schmetterlingen

Ok
die rosa Pille
gestern Nacht
ist auch beteiligt
und eigentlich
funktioniert das
auch bei Männern

nur dass mir
der Fummel
einfach besser steht

 

Straßenspiele

Interessanter Selbstversuch
Männern auf der Straße
nicht auszuweichen

Nicht herumschlängeln
keinen Bogen machen
nicht zur Seite treten

Den Crash zulassen
Männerschultern touchieren
rempeln und gerempelt werden

Auf Kollision gehen
kollidieren und wie sie
Raum einfordern

Nur an einem Schuhladen
vergesse ich kurz meine Passion
quere völlig unbeabsichtigt

den Weg eines Mannes
dicht hinter mir
so dass er ausweichen muss

So knurren wie dieser
empört aus tiefsten Tiefen
kann nicht mal mein Hund

Silke Vogten

 

Foto: Heike Wahnbaeck

 

Frauen

Die Tücken der neuen Zeit

eigentlich
wollte ich gerade
(noch aufgewühlt)
nach der Lektüre
von Erich Mühsam

ein kämpferisches
Gedicht schreiben
aber dann erreichte
mich die eilige
Nachricht
eines Taschenonlinehändlers

mit dem Hinweis
das Happy Weekend
mit dem 20 % Rabatt
Code WE20
sei nur noch drei Stunden
gültig

und das
ist nicht viel Zeit
um nach dem richtigen
Täschchen
zu googeln

Silke Vogten

 

Foto: Heike Wahnbaeck

Frauen

Die Zeit
(mal wieder)

Die Zeit
verbraucht mich
sie macht mich
richtig lang
höhlt mich
an manchen Stellen aus
drückt mich
an anderen ein

verpasst mir
Dellen Macken Spuren
zieht am Nervenstrang
das alles kann ich
sehen und spüren
doch weiß ich
irgendwann lässt sie es
endlich sein

 

Sie verschwindet

sie verschwindet
langsam
aber sicher
sie wird blasser

manchmal betrittst
du den Raum
und denkst
sie sei nicht mehr da

ein anderes Mal öffnest
du eine Tür
und sie steht dort
in alter Präsenz

nie weißt du
wie sie dich
erwartet

also gewöhnst du
dir an
mit einem Aquarell
zu sprechen

es zu betrachten
und schön zu finden

Silke Vogten

Foto: Heike Wahnbaeck

 

Die Künstlerinnen dieser Ausgabe

Heike Wahnbaeck on the road

Heike Wahnbaeck, geb. 1958 in Hagen, Studium Kommunikationsdesign in Wuppertal, lebt und arbeitet selbstständig in Hagen. Editorial Design für diverse Zeitschriften wie u.a. Musik Express/Sounds. Mehrere Ausstellungen mit eigenen Arbeiten in Fotografie, Linoldruck, Keramik. Zusammen mit dem Kulturbüro Hagen ist sie verantwortlich für die Veranstaltungsreihe „Muschelsalat Sommerfestival“. Kuratorin der Ausstellung mit ausstellungsbegleitendem Programm „Komm nach Hagen, mach Dein Glück“, 2018 im Osthaus Museum in Hagen. Herausgeberin und Autorin des Buches über die Hagener Musikszene u. A. mit Grobschnitt, Nena, Extrabreit, Inga und Annette Humpe: „Komm nach Hagen, werde Popstar, mach Dein Glück“, 2018.

Auf Reisen nach Kenia, Sri Lanka, Laos, Mauritius oder Kambodscha fotografiert sie Menschen in ihrer landestypischen Tracht, die sie fragt, was sie mit ihrem Land verbindet. Die Antworten in der jeweiligen Sprache und Schrift überträgt sie mit den Fotos als  Linolschnitt.

Silke Vogten lost in Colours

Silke Vogten ist Autorin und gibt seit 2010 mit Flora Jörgens den Kunstbrief Escapade-belles-lettres.de heraus. Aktuelle Publikationen:  „Lauter und Leuchtender“ (2020),  „Als ich hinsah“ (2017)  und „Getanzt wir immer“ (2016), alle im Verlag Trikont Duisburg/ Dialog Edition. Dazu diverse Veröffentlichungen in Literaturmagazinen wie z.B. Drecksack/ Lesbare Zeitschrift für Literatur (Berlin) oder perspektive / Hefte für zeitgenössische Literatur), Graz/Berlin. Ebenso in diversen Lyrikanthologien wie „Cinema“, (2019)  und “Mein durstiges Wort gegen die flüchtige Liebe“, (2017) beide im  Elif Verlag  sowie  in „Lemmy – eine Hommage“( 2018) im Verlag Trikont Duisburg

Nächste Escapade Lesung,
1. August 2020 Open Air im Skulpturen Garten Kirches-Ban Overath

Mehr Infos zum Skulpturen Garten  hier