Editorial
Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,
wir haben euch versprochen, es wird wieder bunter. Et voilà. Knallbunt.
Die Fotokünstlerin Brigitte Mampe machte sich auf die Suche nach der verlorenen Zeit, sprich den Kaugummiautomaten ihrer Kindheit. Und wurde im Ruhrgebiet fündig. Ihre Bilder sprechen für sich. Dennoch wurden wir neugierig auf die Geschichte des Kaugummiautomaten. Denn Brigitte erzählte uns, dass sie auf diese Automaten bei einer Städtereise nach Dresden aufmerksam wurde. Dort entdeckte ihre mitreisende Freundin, die eine Vorliebe für Spinnen hegt, einen Automaten der mit Plastikspinnen in Kapseln befüllt war…
Die Zeiten, in denen nur runde Kaugummikugeln rauskamen, sind natürlich schon lange passé. Schließlich wurde der Kaugummiautomat – die ersten kamen übrigens in der Nachkriegszeit nach Deutschland und waren in ihrer Blütezeit auch an Bartresen und in Kinos zu finden – später auch mit Schnöckes wie Schlüsselanhängern, Flummis, winzigen Taschenmesser oder Modeschmuck befüllt. Allein das Wort Flummi…
Es sind aber nicht nur die Automaten, die uns an Brigitte Mampes Bilder faszinieren – sondern vor allem die gewählten Ausschnitte der Orte, an denen diese Automaten heute noch hängen. Wo das überall ist, bleibt ihr Geheimnis.
Lasst uns sehen, was so drin ist.
Eure,
Silke Vogten und Flora Jörgens
Titelbild sowie alle folgenden Fotografien: Brigitte Mampe
Knallbunt
Die Dinge
ein hellgrünes Glas
das kopfüber
vor mir
auf dem Konferenztisch steht
wie trinkt man daraus?
ein Stift
eine Brille
ein Smartphone
ein Funktelefon
zum Reinsprechen
zum Zuhören
zum Aufnehmen
was wollte ich
noch mal damit?
was sind das für Dinge?
ich denke
ich möchte sie alle
vergessen
Silke Vogten
Fotografie: Brigitte Mampe
Knallbunt
Jung und oben
Da steht er
leicht verloren
auf den Höhen
eines Baulasters
am Straßenrand
in Sand und Schotter
vielleicht 17
vielleicht älter
Azubi oder Praktikant
rote Haare
und durch die Brille
zeigt sich sein Blick
erstaunlich
verschreckt darüber
wie er dort
landen konnte
und ob er hier
für immer bleibt
Silke Vogten
Fotografie: Brigitte Mampe
Knallbunt
WHO the Fred is Fuck
Der Name eines
24 Stunden Rund um die Uhr Kiosk
geschrieben in rotzig schwarzen Lettern
auf rosa Neonleuchtgrund
er hätte mich früher zum
Glühen gebracht
den Geruch von Bubblegum
in der Nase
und genügend Zauberpulver
in der Tasche
abends unterwegs auf den
Straßen von Köln
getaucht in die verheißenden
Lichter der Stadt
zu wer weiß wohin
und mit wem
doch in diesem Moment
quert eine alte Dame
mit putzigem Pudel
die Straße und dieser Anblick
lässt mich melancholisch werden
und ich erinnere mich
all das hier
hatte ich schon so oft
hatte ich in so vielen Nächten
so bunt haben wir es getrieben
doch alle Farben
verblassen mit der Zeit
Silke Vogten
Fotografie: Brigitte Mampe
Knallbunt
Ruhrgebiet
(Ich steh nicht auf Revier Folklore)
Bochum
ich komm aus dir
wenn ich das schon hör
aber ich komme
ja auch nicht aus Bochum
ich komm aus 46045 Oberhausen
und das
ist noch mal
eine ganz andere Nummer
Silke Vogten
Fotografie: Brigitte Mampe
Die Künstlerin dieser Ausgabe….
Brigitte Mampe, Jahrgang 1966, wohnt – wenn sie sich nicht gerade in der Weltgeschichte rumtreibt – in Oberhausen.
Vielleicht deshalb die Sehnsucht, immer wegzufahren. Gerade kommt sie aus Costa Rica. Und demnächst fährt sie weiter mit der transibirischen Eisenbahn nach Wladiwostok. Bemerkenswerte Aufnahmen macht sie überall.
Ilka Brannahl
Super Bilder !!
Ich würde gerne mehr Fotos von Brigitte Mampe sehen…..
Gunda
Sehr schön 🙂
Carola Wegerle
Das ist ja eine witzige Idee! Die Motive, die Farben und auch die Poems gefallen mir sehr!
jochen zimmer
Bella Bionda,
kommst Du nicht aus dem Oberhausen mit der damals noch 4stelligen Postleitzahl?
Ansonsten ist wieder Zeit zum Essen und Trinken.
Bis Ostern bin ich in DU.
– Und manchmal auch in DIN. Letzte Woche zur Beerdigung von Dieter Oelschlägel auf dem Parkfriedhof.
Bis bald!
j