März/April

Editorial

Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,

wir haben euch versprochen, es wird wieder bunter. Et voilà. Knallbunt.
Die Fotokünstlerin Brigitte Mampe machte sich auf die Suche nach der verlorenen Zeit, sprich den Kaugummiautomaten ihrer Kindheit. Und wurde im Ruhrgebiet fündig. Ihre Bilder sprechen für sich. Dennoch wurden wir neugierig auf die Geschichte des Kaugummiautomaten. Denn Brigitte erzählte uns, dass sie auf diese Automaten bei einer Städtereise nach Dresden aufmerksam wurde. Dort entdeckte ihre mitreisende Freundin, die eine Vorliebe für Spinnen hegt, einen Automaten der mit Plastikspinnen in Kapseln befüllt war…
Die Zeiten, in denen nur runde Kaugummikugeln rauskamen, sind natürlich schon lange passé. Schließlich wurde der Kaugummiautomat – die ersten kamen übrigens in der Nachkriegszeit nach Deutschland und waren in ihrer Blütezeit auch an Bartresen und in Kinos zu finden – später auch mit Schnöckes wie Schlüsselanhängern, Flummis, winzigen Taschenmesser oder  Modeschmuck befüllt. Allein das Wort Flummi…
Es sind aber nicht nur die Automaten, die uns an Brigitte Mampes Bilder faszinieren – sondern vor allem die gewählten Ausschnitte der Orte, an denen diese Automaten heute noch hängen. Wo das überall ist, bleibt ihr Geheimnis.

Lasst uns sehen, was so drin ist.

Eure,
Silke Vogten und Flora Jörgens

 

Titelbild sowie alle folgenden Fotografien: Brigitte Mampe

 

Knallbunt

Die Dinge

ein hellgrünes Glas
das kopfüber
vor mir
auf dem Konferenztisch steht

wie trinkt man daraus?

ein Stift
eine Brille
ein Smartphone
ein Funktelefon
zum Reinsprechen
zum Zuhören
zum Aufnehmen

was wollte ich
noch mal damit?

was sind das für Dinge?

ich denke
ich möchte sie alle
vergessen

Silke Vogten


Fotografie: Brigitte Mampe

 

Knallbunt

Jung und oben

Da steht er
leicht  verloren
auf den Höhen
eines Baulasters
am Straßenrand
in Sand und Schotter

vielleicht 17
vielleicht älter
Azubi oder Praktikant
rote Haare
und durch die Brille

zeigt sich sein Blick
erstaunlich
verschreckt darüber
wie er dort
landen konnte

und ob er hier
für immer bleibt

Silke Vogten

 


Fotografie: Brigitte Mampe

 

Knallbunt

WHO the Fred is Fuck

Der Name eines
24 Stunden Rund um die Uhr Kiosk
geschrieben in rotzig schwarzen Lettern
auf rosa Neonleuchtgrund

er hätte mich früher zum
Glühen gebracht
den Geruch von Bubblegum
in der Nase

und genügend Zauberpulver
in der Tasche
abends unterwegs auf den
Straßen von Köln

getaucht in die verheißenden
Lichter der Stadt
zu wer weiß wohin
und mit wem

doch in diesem Moment
quert eine alte Dame
mit putzigem Pudel
die Straße und dieser Anblick

lässt mich melancholisch werden
und ich erinnere mich
all das hier
hatte ich schon so oft

hatte ich in so vielen Nächten
so bunt haben wir es getrieben
doch alle Farben
verblassen mit der Zeit

Silke Vogten

 


Fotografie: Brigitte Mampe

Knallbunt

Ruhrgebiet
(Ich steh nicht auf  Revier Folklore)

Bochum
ich komm aus dir
wenn ich das schon hör

aber ich komme
ja auch nicht aus Bochum
ich komm aus 46045 Oberhausen

und das
ist noch mal
eine ganz andere Nummer

Silke Vogten

 

Fotografie: Brigitte Mampe

 

Die Künstlerin dieser Ausgabe….

Brigitte Mampe, Jahrgang 1966, wohnt – wenn sie sich nicht gerade in der Weltgeschichte rumtreibt – in Oberhausen.
Vielleicht deshalb die Sehnsucht, immer wegzufahren. Gerade kommt sie aus Costa Rica. Und demnächst fährt sie weiter mit der transibirischen Eisenbahn nach Wladiwostok.  Bemerkenswerte Aufnahmen macht sie überall.

4 Comments

  1. jochen zimmer

    Bella Bionda,
    kommst Du nicht aus dem Oberhausen mit der damals noch 4stelligen Postleitzahl?
    Ansonsten ist wieder Zeit zum Essen und Trinken.
    Bis Ostern bin ich in DU.
    – Und manchmal auch in DIN. Letzte Woche zur Beerdigung von Dieter Oelschlägel auf dem Parkfriedhof.
    Bis bald!
    j

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