November 2021


Foto: Graffiti Köpfe, Marvin Chlada

Editorial

Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,

der Teufel steckt im Detail.  Der Teufel frisst Fliegen. Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen…usw.
Als Nachklapp zu Halloween und durch den lustigen Monat November möchten wir euch mit einer teuflischen Ausgabe beschenken.
Und dazu passen perfekt die Gedichte des großartigen Autors und umtriebigen Tausendsassas Marvin Chlada aus seinem aktuellen Lyrikband „Die Melancholie des Teufels“, erschienen bei Trikont Duisburg/ Dialog Edition  Denn wie heißt es schon bei Nikolaus Lenau: „Der Teufel existiert, er ist eine Person, er ist der leiblich gefallene Engel und höchst unglücklich. Ohne ihn ist keine Tragödie möglich.“

Also lest.
Und fürchtet euch.

Eure,

Silke Vogten und Flora Jörgens

 


Gemälde: „Luzifer“, Franz von Stuck

Teufelspakt I

Teufelspakt

(„Leackat mar mitanand im Aasch!“ Sebastian Sailer, Der Fall Luzifers)

Mit 13 wollte ich
Einen Pakt mit dem
Teufel schließen

Doch der Teufel ist
Nicht erschienen

Im Laufe der Zeit
Habe ich viele Teufel
Kennengelernt

Mit denen aber
Wollte ich nichts zu
Tun haben

 

Diabolischer Pazifismus

Für Teufel und
Vaterland

Ist noch keiner
In die Schlacht
Gezogen

 

Luzifer

(„Better to reign in Hell, than serve in Heaven.“  John Milton, Paradise Lost)

Licht
Unbehagen
Zweifel
Irrtum
Freiheit
Erkenntnis
Rebellion

 

Die Legende vom Tintenfasswurf

Einer Legende
Zufolge hat Martin Luther

Ein Tintenfass
Nach dem Teufel geworfen

Ursprünglich
Verhielt es sich umgekehrt

Das aber ist schon ewig her
Und längst nicht mehr wahr

 


Foto: Graffiti Spiegel, Marvin Chlada

 

Teufelspakt II

 

Mit den Jahren

(„Bedenkt: der Teufel der ist alt,  So werdet alt, ihn zu verstehen!“ Goethe, Faust (II. Teil)

Mit den Jahren
Wird man klüger

Mit den Jahren
Wird man weiser

Mit den Jahren
Wird einem klar

Was alles für den
Teufel war

 

RheinPark Graffiti (I)

Gespiegelte
Lügen

Guck mich
Mal an

 

RheinPark Graffiti (II)

Die Katze
Ist grimmig

Kein Grund
Zur Panik

 

RheinPark Graffiti (III)

Die Köpfe
Sind leer

Füll etwas
Hinein

 


Foto: Graffiti Katze, Marvin Chlada

 

Teufelspakt III

Wenn man vom Teufel spricht
 „Pape Satàn, pape Satàn aleppe!“ Dante, Inferno (VII, 1)

Seit er vom Himmel fiel wie ein Blitz
Sät er Zwietracht unter den Menschen

Er hat Hörner und Hufe
Er ist geil wie ein Bock

Er ist eine alte Schlange
Er ist ein Eichhörnchen
Eine Kröte
Eine Katze
Ein Hund oder Wolf oder Bär oder Drache

Er ist Freidenker
Hexen küssen seinen Arsch und reiten auf
Seinem Schwanz

Er ist Fürst
Er ist Ankläger
Er ist Widersacher
Er riecht nach Schwefel
Er flieht vor Weihwasser
Er wird an die Wand gemalt
Er ist der Geist der Traurigkeit

Er bietet reichlich Geld und Gut für Seelen
Er ist der beste Freund der Kirche
Er kann überlistet werden
Er steckt im Detail
Er verneint stets
Es ist gefräßig
Er ist faul

Seine Großmutter kocht für ihn
In der Not frisst er Fliegen

 

Hexenmeister der Liebe

Marc Bolan erzählte einst
Dass er in Paris
Zwei Jahre lang bei einem
Magier wohnte

Der ihm zauberhafte
Welten offenbart hat

Wieso sollte man ihm das
Nicht glauben?

 

Alle Gedichte von Marvin Chlada

 


Gemälde: „Dissonance“, Franz von Stuck

 

Die Künstler dieser Ausgabe

Marvin Chlada ist Wortarbeiter und „Underground Soziologe“. Von ihm erschienen zahlreiche Publikationen zur Popkultur, Kritischen Theorie u.a.
Zuletzt: Eros und Utopie. Kulturhistorische Streifzüge (Trikont Duisburg/ Dialog Edition 2021)

Franz von Stuck  ist – wie es sich für diese Ausgabe gehört – bereits vor einger Zeit verstorben. Er war ein deutscher Zeichner, Maler und Bildhauer des Jugendstils und des Symbolismus.

Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags Trikont Duisburg/ Dialog Edition.

 

 

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