Foto: Graffiti Köpfe, Marvin Chlada
Editorial
Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,
der Teufel steckt im Detail. Der Teufel frisst Fliegen. Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen…usw.
Als Nachklapp zu Halloween und durch den lustigen Monat November möchten wir euch mit einer teuflischen Ausgabe beschenken.
Und dazu passen perfekt die Gedichte des großartigen Autors und umtriebigen Tausendsassas Marvin Chlada aus seinem aktuellen Lyrikband „Die Melancholie des Teufels“, erschienen bei Trikont Duisburg/ Dialog Edition Denn wie heißt es schon bei Nikolaus Lenau: „Der Teufel existiert, er ist eine Person, er ist der leiblich gefallene Engel und höchst unglücklich. Ohne ihn ist keine Tragödie möglich.“
Also lest.
Und fürchtet euch.
Eure,
Silke Vogten und Flora Jörgens
Gemälde: „Luzifer“, Franz von Stuck
Teufelspakt I
Teufelspakt
(„Leackat mar mitanand im Aasch!“ Sebastian Sailer, Der Fall Luzifers)
Mit 13 wollte ich
Einen Pakt mit dem
Teufel schließen
Doch der Teufel ist
Nicht erschienen
Im Laufe der Zeit
Habe ich viele Teufel
Kennengelernt
Mit denen aber
Wollte ich nichts zu
Tun haben
Diabolischer Pazifismus
Für Teufel und
Vaterland
Ist noch keiner
In die Schlacht
Gezogen
Luzifer
(„Better to reign in Hell, than serve in Heaven.“ John Milton, Paradise Lost)
Licht
Unbehagen
Zweifel
Irrtum
Freiheit
Erkenntnis
Rebellion
Die Legende vom Tintenfasswurf
Einer Legende
Zufolge hat Martin Luther
Ein Tintenfass
Nach dem Teufel geworfen
Ursprünglich
Verhielt es sich umgekehrt
Das aber ist schon ewig her
Und längst nicht mehr wahr
Foto: Graffiti Spiegel, Marvin Chlada
Teufelspakt II
Mit den Jahren
(„Bedenkt: der Teufel der ist alt, So werdet alt, ihn zu verstehen!“ Goethe, Faust (II. Teil)
Mit den Jahren
Wird man klüger
Mit den Jahren
Wird man weiser
Mit den Jahren
Wird einem klar
Was alles für den
Teufel war
RheinPark Graffiti (I)
Gespiegelte
Lügen
Guck mich
Mal an
RheinPark Graffiti (II)
Die Katze
Ist grimmig
Kein Grund
Zur Panik
RheinPark Graffiti (III)
Die Köpfe
Sind leer
Füll etwas
Hinein
Foto: Graffiti Katze, Marvin Chlada
Teufelspakt III
Wenn man vom Teufel spricht
„Pape Satàn, pape Satàn aleppe!“ Dante, Inferno (VII, 1)
Seit er vom Himmel fiel wie ein Blitz
Sät er Zwietracht unter den Menschen
Er hat Hörner und Hufe
Er ist geil wie ein Bock
Er ist eine alte Schlange
Er ist ein Eichhörnchen
Eine Kröte
Eine Katze
Ein Hund oder Wolf oder Bär oder Drache
Er ist Freidenker
Hexen küssen seinen Arsch und reiten auf
Seinem Schwanz
Er ist Fürst
Er ist Ankläger
Er ist Widersacher
Er riecht nach Schwefel
Er flieht vor Weihwasser
Er wird an die Wand gemalt
Er ist der Geist der Traurigkeit
Er bietet reichlich Geld und Gut für Seelen
Er ist der beste Freund der Kirche
Er kann überlistet werden
Er steckt im Detail
Er verneint stets
Es ist gefräßig
Er ist faul
Seine Großmutter kocht für ihn
In der Not frisst er Fliegen
Hexenmeister der Liebe
Marc Bolan erzählte einst
Dass er in Paris
Zwei Jahre lang bei einem
Magier wohnte
Der ihm zauberhafte
Welten offenbart hat
Wieso sollte man ihm das
Nicht glauben?
Alle Gedichte von Marvin Chlada
Gemälde: „Dissonance“, Franz von Stuck
Die Künstler dieser Ausgabe
Marvin Chlada ist Wortarbeiter und „Underground Soziologe“. Von ihm erschienen zahlreiche Publikationen zur Popkultur, Kritischen Theorie u.a.
Zuletzt: Eros und Utopie. Kulturhistorische Streifzüge (Trikont Duisburg/ Dialog Edition 2021)
Franz von Stuck ist – wie es sich für diese Ausgabe gehört – bereits vor einger Zeit verstorben. Er war ein deutscher Zeichner, Maler und Bildhauer des Jugendstils und des Symbolismus.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags Trikont Duisburg/ Dialog Edition.