September/Oktober


Bild: Silke Vogten_Nahaufnahme_ S-Bahn_Acryl auf Leinwand

Editorial

Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,

in dieser Ausgabe gibt es Reklame in eigener Sache.
Silke hat ein neues Buch am Start. Ihr vierter Lyrik Band „Raus und weit weg“ ist im Verlag Trikont Duisburg /Dialog Edition erschienen. Druckfrisch.

Die Bilder dieser Ausgabe stammen ebenfalls von ihr – es gibt jede Menge Nahaufnahmen…
Termine für Lesungen finden am 5. und 10. Oktober in Berlin statt. (s.u. mehr Infos und unter Termine.)

Und noch ne gute Nachricht in eigener Sache: Die Präsentation unseres Buches „ Escapade Belles Lettres – die Kunstbriefe 2010-2021„, wird am  10. November in Köln nachgeholt. (Die fiel ja leider Coronabedingt in 2021 aus)  Dazu versenden wir vorab aber auch Einladungen.

Bleibt kulturell unterwegs und streamt weniger.
(wir versuchen es auch…)

Eure,

Silke Vogten und Flora Jörgens

 


Bild: Silke Vogten_Nahaufnahme_ die Stadt_ Acryl auf Holz

 

Raus und weit weg

I. Liebe Laster Eitelkeiten

Romantisches Dinner

-Gibst du der Menschheit eine Chance?
fragte er beim Aperitif.

-Nein.
war ihre Antwort
-Warum nicht?
-Wir sind zu viele.
Die Austern kamen.
– Und wenn wir es noch abwenden können?
– Nein. Wir sind zu dumm.

Die Hauptspeise wurde serviert:
Sie hatte sich für Zuccini Röllchen an Tomate und Polenta entschieden.
Er wählte wilden Seebarsch und die Gambakroketten.
-Und die Möglichkeit auf einem anderen Planeten zu überleben…?
-Nein. Das klappt höchstens bis in die dritte Generation.
Dann verrecken wir auch da.

Auf das Dessert verzichteten sie.
Sie schienen satt zu sein.

 

Fabergé-Ei

In dem ganzen Dreck
glänzen wir
so schön bunt
wie ein Fabergé-Ei

Lass uns zurück in die Federn
und aufpassen
dass wir nicht
zu Bruch gehen

 


Bild: Silke Vogten_Nahaufnahme_ die roten Tänzer; Acryl auf Holz

II. Notizen aus der Zwischenhölle

Black Box

morgens aufgewacht
mit diesem Ding
auf dem Brustkorb
es ist schwer
und es ist dunkel

ich weiß nicht
was drin ist

 

Ein Satz

Hinterlassen
auf der Mauer
eines zerstörten Hauses:

„Wer hat euch ein schönes Leben erlaubt?“

 

Nackenkotelett

stiernackige
spitzzahnige
dumpf sich senkend
graben sich ein

machen sich alle Ehre
schlachten was es
zu schlachten gibt
fressend nie denkend

 


Bild: Silke Vogten_Nahaufnahme_ die Stadt_ Acryl auf Holz

 

III. Begegungen in Absurdistan

Berlin, Morena Bar II

Beim Vorbeilaufen
dachte ich noch
ich sei zurück

in der Zukunft
im falschen Film
wo auch immer

Vielleicht ist das so
wenn Imperien untergehen
wie einst schon Rom

Aber es sind nur die Chinesen
die Kreuzberg erobern
und über die Schwaben siegen

Also ab jetzt Peking
Ente

 

Oberhausen Osterfeld

Haare an der einen Seite
ausrasiert
lang
an der der anderen

Grau
wie sein Jogginganzug
sah früher sicher gut aus
Hecht
Zielgruppe

Jetzt ist er der Mann
der die volle Whiskyflasche
in der Hand nach Hause trägt
in seine Höhle

Ich sehe ihm hinterher
wünsche ihm stumm
noch ein paar Wochenenden
mit Heimsiegen

 


Bild: Silke Vogten_Nahaufnahme_ die roten Tänzer; Acryl auf Holz

 

IV. Ein Abschied

Die Dynamik eines sehr alten Paares

Je mehr sie
an Kontur verlor
desto stärker
gewann er an Präsenz

umso präziser und
manischer regierte
er ihren gemeinsamen
Alltag bis ins kleinste Detail

während sie sich
auflöste und letztendlich
trotz all seiner Anstrengung
unaufgeregt

entwischte

 


Bild: Silke Vogten_Nahaufnahme_ die Stadt_ Acryl auf Holz

 

Künstler/in dieser Ausgabe:

Silke Vogten: Bislang erschienen von ihr: „Getanzt wird immer“, 2016, „Als ich hinsah“, 2018, „Lauter und Leuchtender“, 2020, „Raus und weit weg“, 2022. Alle  im Verlag Trikont Duisburg/ Dialog Edition Dazu div. Veröffenlichungen in Anthologien/ Literaturzeitschriften.  Gibt seit 2010 gemeinsam mit Flora Jörgens  Escapade-belles-lettres heraus.

Lesungen/ Termine:

Mittwoch, 5. Oktober, 2022, 19 Uhr, Berlin Friedrichshain
Kulturhaus Alte Feuerwache (50. Jubiläum DreckSack / Lesbare Zeitschrift für Literatur)
Mehr Infos zur Lesung: hier

Montag, 10. Oktober, 2022, 19 Uhr,  Berlin Wedding
„Kultur am Nauener Platz ev.“ Atelierhaus (fabrik, 2. hof), Schulstraße 35, (Perspektive / Hefte für Zeitgenössische Literatur)
Mehr Infos zur Lesung: hier

Donnerstag, 10. November, 2022, 18 Uhr, Köln Nippes
Hahnheiser , Yorckstraße 32, (Präsentation „Escapade belles-lettres, die Kunstbriefe 2010-2021“, mit Flora Jörgens) Geladene Gäste – Einladungen folgen.

 

4 Comments

  1. Hi Silke,
    es tut gut Deine Texte zu lesen.
    Wenn ich das nächste Mal in Duisburg bin, werde ich schauen, ob Dein Verlger, Herr Loeven, geöffnet hat und Dein neues Buch kaufen.
    Es bereitet mir aufrichtige Freude mal kein Buch von Amazon zu kaufen. Dann denke ich an die Zeiten am See, an Deine Wohnung(en) in Oberhausen in denen es immer einen Benjamin gab der gerade Blätter verlierte. Aber das war ok so, der Lauf der Dinge eben. Pflanzen verlieren Blätter. So ist das und man muss nicht aufspringen und den Staubsauger oder das Kehrblech holen.
    Ich erkenne Dich wieder nach all den Jahren. Es scheint als wärst Du Dir treu geblieben. Vermutlich war das nicht immer einfach.
    Ich beneide Dich!
    Robert

    • VogtenJoergens

      Lieber Robert,

      ich habe jetzt erst deinen Kommentar gelesen.
      Wie schön von dir zu hören – das freut mich so sehr.
      Ich habe soviele gute Erinnerungen an dich!!!

      Wie geht es bei dir???
      (Wenn du magst, melde dich über meine Mail ( im Impressum). Dann tauschen wir uns bisschen aus.
      Ich würde mich freuen.

      Viele liebe Grüße
      Silke

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert